August 1919: Suche und Bergung der Verunglückten aus dem Ödsteinkar

Gustav Jahn und Michael Kofler

Gesäuse Hochtorgrupppe

(Foto: Sonnenuntergang im Spätherbst gegen die Hochtorgruppe - © Petter E. Bjørstad, Norwegen)

 

"Solange die Berge stehen in Ihrer ewigen Schönheit wird sein Name unvergesslich bleiben, unvergänglich aber fortleben werden seine Werke und der Geist, der ihn beseelte."


 

Mit einem schrillen Mißklang zerbrach an jenem unglückseligen 17. August des Jahres 1919 jäh ein vollsaftiges und hoffnungsreiches Künstlerleben in der Einsamkeit eines der schönsten Hochkare der so geliebten Felswelt.

Foto © Andreas Hollinger / Nationalpark Gesäuse

Der Ödstein im Gesäuse der Ennstaler Alpen, die N.W. Kante:

Um 1900 war die “Ödsteinkante” eines der “großen Probleme der Alpen”. Am 28.08.1910 gelang endlich der erste Durchstieg durch die “Dolomitenspezialisten” Angelo Dibona, Luigi Rizzi sowie den Brüdern G. und M. Mayer.

Die Route verläuft zu zwei Drittel über die Kante, ein Überhang erfordert den sogenannten „Preuß-Quergang“ - sehr ausgesetzt ! - wo sich der Absturz Gustav Jahn‘s nach Aussage des Bergungsteilnehmers Alfred Horeschofsky ereignet haben muß. Nach Aussagen Ortskundiger wurde an dieser Stelle auch der an die Wand gelehnte Pickel von Michael Kofler gefunden.


Jahn war Vorausgänger und hatte den sichernden Kameraden Michael Kofler mitgerissen. Die Absturztiefe betrug ~ 500 Meter (das ist die vierfache Höhe des Stefansdomes in Wien).

Kofler hielt noch die Seilschlingen in der Hand und lag auf einem Felsband des Ödstein-Kars, Jahn etwas unterhalb, in drei Teile zerschlagen.

Rot markiert die vermutete Absturzstelle beim "Preuß-Quer-Gang" und die Fundstelle der beiden Verunglückten im oberen Ödsteinkar. (zum Vergrößern der Darstellung bitte auf das Bild klicken)

 

NW-KANTE (IV). Sehr schwierige Kletterei, eine der großartigsten der gesamten Gesäuseberge; an der Schlüsselstelle fester Fels. Der Einstieg (Originalweg Dibona) erfolgt am tiefsten Punkt der abfallenden NW-Kante, noch vor Beginn der engen Schneeschlucht, die den Zugang zur unmittelbaren N-Wand vermittelt. Zuerst über eine schwierige Wand und durch einen überhängenden Kamin auf ein Köpfel, dann schwierig rechts querend und sehr schwierig auf eine ebene Stufe. Durch ein schwach ausgeprägtes System von Spalten aufwärts, nach 1. zu einem Schuttplätzchen.

PREUßEINSTIG (III): Durch einen sehr steilen, brüchigen Riß auf ein schönes, breites Band, das nach rechts bis zum Schuttplätzchen führt (Vereinigung mit dem Originalweg). Durch einen steilen Kamin auf ein höher gelegenes Band nach rechts zu einer Nische, durch einen überhangenden Spalt und über eine Wandstufe zur Kante. An dieser direkt aufwärts, bis sich die Steilheit mindert. Nun entweder über den Grat oder 1. in den Schrofen querend zum Sattel vor dem Steilaufbau der mittleren Kante. Vom Sattel über eine zunehmend steile, etwa 50 m hohe Wand an den Überhang, einen vorspringenden, abgestuften Wulst. Sehr schwierig über diesen auf die Stufe und darauf 2m nach 1. und über steile Platten zum zweiten Überhang. Darunter hinweg und über eine anschließende Platte zur Nische inmitten eines Steilaufbaues. Nun einige Möglichkeiten: (siehe Detailbild)

Gustav Jahn und Michel Kofler nahmen von hier aus vermutlich den Preußquergang (b.) - eine verhängnisvolle Enstscheidung.

B.) PREUßQUERGANG: (IV); Von der Nische nach 1. um eine als kleiner Kegel ausgeprägte Kante herum und 20m waagrecht über eine glatte Platte entlang zu einem Schartel in einem vorspringenden, kanzelartigen Band. Dann 3 m nach 1. und gerade aufwärts zum Originalweg (nur von sportlichen Charakter).

(Bilder, Anstiegsskizzen und Originalbeschreibung aus dem Buch "Führer durch das GESÄUSE und die Ennstaler Berge" von der 8. Auflage 1922 sowie der 10. Auflage 1954 "Gesäuseführer", beide von Heinrich Heß und Ing. Eduard Pichl.

Und hier nahm das tragische Geschehen seinen Lauf ...

"Memento mori" - nach einem Gemälde von Ernst Platz um 1893


 

In der zweiten Augustwoche 1919 traf sich Gustav Jahn mit Michael Kofler in Gstatterboden zu gemeinsamen Fahrten.

Am 16. August hatten sie miteinander Pfannis Weg durch die Hochtor-Nordwand in unglaublich kurzer Zeit begangen. Am Abend äußerte Gustl wiederholt seine Freude darüber, daß er sich so besonders wohl fühle und trotz seiner 40 Jahre so außerordentlich "gut in Form" sei. Darum wurde für den kommenden Tag etwas ganz besonderes, der Aufstieg über die Ödstein-Norwestkante vereinbart. Als am Abend des 17. August die zwei nicht zurückkamen, wurde man im Hotel besorgt und rief, was gerade erreichbar war, zu einer Rettungsunternehmung.

Die Rettungsmannschaft brauchte nicht lange zu suchen.

Im Ödsteinkar fand man am Fuße der Kante Jahn und Kofler als Leichen.

Gesäuse Historische Aufnahme

 


 

Als Originalbericht existiert der kurze Einsatzbericht der Alpinen Rettungsstelle Admont

hier die Abschrift:

Tätigkeitsbericht der Alpinen Rettungsstelle Admont für das Jahr 1 9 1 9:

Am 17. August 1919 stiegen der akad. Maler und Erstbegeher der Hochtor - Nordwand (Jahn-Zimmerroute) Gustav JAHN und sein ebenfalls in Bergsteigerkreisen bekannte Michael KOFLER, beide aus Wien, in die Ödsteinkante ein

. Dabei kam es aus nicht näher bekannter Ursache beim sogenannten Preußquergang zum Absturz der beiden Kletterer. Die Bergung der Leichen wurde nach Meldelegung und erfolgter Nachsuche am 23. August 1919 vorgenommen. Die Beerdigung erfolgte am Johnsbacher Friedhof.

Alfred HORESCHOWSKY, Franz RIEDL, Hans RICHTER
und weitere BRD – Männer

 


 

An der Suche nahmen folgende Personen teil:

Hans Richter, Stefansky und Goldschmidt.

An der Bergung am 23. August 1919 - aus dem Ödsteinkar nahmen folgende Personen teil:

Karl Hans Richter, Stefansky, Goldschmidt, Ernst Aschenbrenner, Franz Aschenbrenner (1891-1971), Zierhut, Baumgartner, Linhart, Alfred Horeschofsky (siehe Bericht weiter unten), Hengl, Gindl und drei weitere Burschen.

 


 

Brief vom Bergungsteilnehmer Alfred Horeschowsky, sehr bekannter Felskletterer Wiens (u.a. Durchsteigung der Palavicinirinne am Großglockner) an die Familie Jahn, in dem er sich an den Hergang der Bergung im Spätsommer 1919 erinnert.

Bergungsbericht von HoreschowskyDer Wiener Alpinist Alfred Horeschowsky durchsteigt allein in acht Stunden die damals berühmt-berüchtigte Pallavicinirinne am Großglockner (gleichzeitig erst die 3. Begehung).

"Horesch", ein stämmiger Allrounder der wilden zwanziger Jahre, war überaus erfolgreich in Fels und Eis.

Erste Alleinbegehung der Kleinen Zinne-Nordwand, Erstbesteigung des Illampu (6348 m) in den bolivianischen Anden, Durchsteigung der Matterhorn-Nordwand bis zur Schulter des Hörnligrates 8 Jahre vor der vollständigen Durchsteigung.

 

 

 

 

zum kurzen Lebenslauf von Alfred Horeschowsky und anderen Tourengefährten Jahn's >>

 


 

Der Alpinschriftsteller Kurt Maix schreibt in seinem Buch „Berggeschichten“ über die Bergung im Ödsteinkar:

"Sie fanden die beiden. Es war nicht leicht, dieses Finden.
Denn an mancher Stelle hatte die Kante wie ein steinernes Schwert gewirkt.

Man mußte östlich des Sockels suchen und auch westlich, um alles zu finden, was an den beiden sterblich war.

Abstieg mit den Toten. ein trauriger Gang.
Man empfindet Ergriffenheit trotz des langen Krieges, der erst vor wenigen Monaten geendet hat."

 

Kurt Maix - Berggeschichten   Kurt Maix - Berggeschichten Kurt Maix - Berggeschichten

Zum Durchblättern des Buches bitte obiges Bild (oder diese Zeile) anklicken ...

Die Felsenkatz' mit dem Kappl

Mitte August 1919:

Die Wiener Bergsteigerzunft ist voll Sorge. Gustav Jahn ist abgängig. Er und sein Seilgefährte Michel Kofler sind nicht nach Wien zurückgekommen. Gustav Jahn, der immer Fröhliche, der immer Überlegene, das Herz der österreichischen Bergführerkompanie in Gröden während des ersten Weltkriegs, der Mann der hundert schweren und schwersten Anstiege, die er zum erstenmal erklettert hat und die seinen Namen tragen. Die Ödsteinkante wollte er machen. Gewiß, die ist schwer. Aber Gustav Jahn ist noch immer Gustav Jahn, obwohl er schon einundvierzig Jahre alt ist. Der Alpine Rettungsausschuß Wien rückt aus. Unter Leitung Karl Hans Richters. Kreischend bremst der Personenzug in Gstatterboden. Schon auf dem Bahnsteig wird eine kurze Beratung abgehalten. Wie, wo? Den Weg - der keiner ist - ins Ödsteinkar kennen nur wenige. Auf dem Geländer des kleinen Bahnsteigs Gstatterboden sitzt ein junger Mann, dessen angriffslustige Nase unter dem Schirm einer Mütze keck vorspringt. Keine schicke Mütze - es ist ein Kappl, wie man es halt in Wien trägt.

Der junge Mann gleitet von dem Geländer, tritt zu Karl Hans Richter, sagt kurz: »Ich möcht mitgehn. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.« Karl Hans Richter schaut den jungen Mann erstaunt an. Vielleicht ein bissel von oben herab.

»Was, Sie wollen uns helfen? Kennen Sie denn das Gesäuse?« »A bissel schon. Alle Wänd halt, auch die Ödsteinkanten. »Ja, wie heißen Sie denn?« - »Alfred Horeschowsky«

Die Gespräche verstummen. Alle schauen auf den jungen Mann. Richter sagt: »Also Sie sind der Horeschowsky.« Jeder kennt den Namen, doch nicht alle kennen den jungen Mann persönlich. Den verwegensten Alleingänger der Gesäusewände. Den Mann, der sogar die direkte Nordwand des Reichensteins, die Pfannlroute, allein begangen hat. Von dessen Ausflug in die Dolomiten vor fünf Jahren man sich Dinge und Taten erzählt, die wie Legenden und Sagen klingen. Alle, auch der erfahrene Karl Hans Richter, sind froh, daß sich »Horesch« an der Suchexpedition beteiligen will. Alfred Horeschowsky findet auch den kürzesten, schnellsten Weg zwischen Latschen, Schutt und Felsen ins Ödsteinkar. Der junge Wiener bewegt sich geschmeidig wie eine Katze, mit der Trittsicherheit eines Wildschützen. Obwohl er fast schmächtig ist, der junge Mann mit dem Kappl, besitzt er ungeheure Körperkraft. Man merkt es hier nur an dem unglaublichen Tempo, mit dem er sich fortbewegt. Lange vor den anderen erreicht er die Ödsteinscharte. Da liegt es - das Ödsteinkar, aus dem, abenteuerlich steil und wild, die berüchtigte Ödsteinkante emporwächst. Horesch prüft genau den hohen, damals schwersten Gang des Gesäuses, den er auch schon einmal gemacht hat. Wenn Jahn gestürzt ist. . . Wo? Droben am Dibonaüberhang? Kaum. Das war kein Gelände für Gustav Jahn. Da war zuviel Schinderei dabei. Aber der Preußquergang, den wird er gegangen sein, das war etwas für den Jahn, der viel eher Seiltänzer war als Gewichtstemmer. Wenn etwas passiert ist, dann am Preußquergang. Horesch schaut hinauf. Vierhundert Meter senkrecht über dem Sockel 120 überlistete Paul Preuß den Berg, vermied Anstrengung und Schwierigkeit des Dibonaüberhangs und setzte dafür Gefahr und Gleichgewichtsgefühl zum Pfand. Aber wenn dort oben einer stürzt und hat das Seil nicht in einige Haken eingehängt - der fliegt lange. Er und sein Gefährte. Vierhundert Meter tief ohne Aufschlag ... Ist dort nicht ein Fleck im grauen Fels? Im grauen Schutt? Horesch wartete.

Da kamen die anderen. Und gemeinsam suchten sie. Gemeinsam fanden sie. Es war nicht leicht, dieses Finden. Denn an mancher Stelle hatte die Kante wie ein steinernes Schwert gewirkt. Man mußte östlich des Sockels suchen und auch westlich. Um alles zu finden, was an den beiden sterblich war. Abstieg mit den Toten. Ein trauriger Gang. Man empfindet Ergriffenheit trotz des langen Krieges, der erst vor wenigen Monaten geendet hat. Des Krieges, in dem man Tausende sterben sah. Soldatentod und Bergsteigertod haben doch wenig gemein. Die Bergungsmannschaft, die aus dem Ödsteinkar kommt, geht wie in Trance, schweigend. Vielleicht sagt einer: »Die haben nichts gelitten.« Oder ein anderer: »Bei so einem hohen freien Flug waren die beiden bestimmt schon bewußtlos, ehe sie zum erstenmal aufschlugen.«

Warum? Weil solcher Unsinn oft verzapft wurde? Nein, die Sekunden und Minuten des freien Todesflugs wurden nicht durch eine Bewußtseinstrübung erleichtert. Alle klar denkenden Männer wissen das. Auch die Männer, die dem Gustl und Michel den letzten Freundschaftsdienst erweisen. Horesch redet überhaupt nichts. Aber vielleicht erzählt er bei der Heimfahrt im Personenzug von seinen Dolomitenerlebnissen, weil doch der Jahn die Dolomiten so geliebt hat. Vielleicht . . .

Auszug aus dem Buch „Berggeschichten“ vom Alpinschriftsteller Kurt Maix“ über die Bergung im Ödsteinkar.

http://www.bergnews.com/service/biografien/maix/Kurt-maix.php

 


 

Bergungsliste Gesäuse 1919

Abbildung: Original Bergungsliste der Bergrettungsstelle Admont - vom 17. August 1919.

Eintrag (Nr. 40 und 41) über die beiden Verunglückten Michael Kofler und Gustav Jahn aus Wien.

 


 

Absturzbericht aus den Alpenvereins-Mitteilungen 1919 - Seite 108

Über den tödlichen Absturz von Gustav Jahn und Micheal Kofler am großen Ödstein im Gesäuse ist folgendes zu berichten: Die genannten hatten am 17. August 1919 Gstatterboden frühmorgens verlassen mit der Absicht, den großen Ödstein über die Nordkante zu erklettern. Da Jahn und Kofler weder am Sonntag abends noch im Laufe des Montag nach Gstatterboden zurückgekehrt waren, machten sich dort befindliche Kameraden der beiden beunruhigt auf die Suche und fanden die zwei Vermissten im Ödsteinkar zu Füßen der Nordwand als schauderhaft verstümmelte Leichen.

Der Absturz - 500 bis 600 Meter hoch - mußte im Aufstieg erfolgt sein, da im Gipfelbuch keine Eintragung zu finden war.
Über die Ursache des Todessturzes können nur Vermutungen ausgesprochen werden. Es spricht für die Annahme, das Jahn als Vorausgehender gestürzt sein müsse und dann Kofler mitgerissen habe, da letzterer noch als Leiche Seilschlingen in der Hand hatte. Jahn dürfte eher einer plötzlichen Herzschwäche oder noch wahrscheinlicher einem Steinschlag oder Felsbruch zum Opfer gefallen sein, da an der Fundstelle im Ödsteinkar eine große Menge großer frisch gebrochener Felstrümmer lag, die nach Aussage Ortskundiger früher dort nicht zu sehen waren.

Hanns Barth, Schriftführer und Herausgeber des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

 


 

Picture OedsteinÖesteinkante

Abbildungen: links das Ölgemälde "Hochtorgruppe von Norden" von Bruno Hess (1888-1949) und Bild rechts, Ölgmälde "Ödsteinkante" von Robert Zinner (1904-1988).

Übrigens, der österreichische Maler Robert Zinner (1904-1988), konnte noch die meisten Gemälde Jahns, anläßlich der "Gustav Jahn - Nachlassausstellung" im Dezember 1920 im Wiener Künstlerhaus, als 16 jähriger bewundern. Diese Ausstellung war prägend für den weiteren Weg des heranwachsenden jungen Malers, der fortan den Wunsch hatte, ebenfalls "Bergmaler" zu werden. Zinner, dessen Vorbild stets nur der Jahn Gustl war, hat den Schicksalsberg mit der Ödsteinkante, ebenfalls künstlerisch festgehalten.

Robert Zinner, mittlerweile leider verstorben, hat in langjähriger Freundschaft zur Familie Jahn, ebenfalls tatkräftig und voller Leidenschaft an den Recherchen für unser "Gustav-Jahn-Archiv" mitgearbeitet und viele wertvolle Hinweise geliefert.


 

Hofrat Ing. Eduard Pichl zum Tod von Gustav Jahn ...

"Es zog voll Mut und Jugendkraft zu frohem, kühnem Wagen

so mancher aus dem Morgenrot, als es begann zu tagen.

Und als es wieder zu tagen begann, und wiederkehrte der Morgen,

da lag er tot im öden Kar, befreit von Erdensorgen."

 


 

 

Gesäuse - Gipfelgrat des Gr. Ödsteins

 


Die Nachrufe von

Gustav Jahn


 

Zeitungsberichte über den Tod Gustav Jahns:

Die Neue Freie Presse vom Donnerstag den 21. August 1919

Tödlicher Touristenabsturz des Malers Gustav Jahn

Der bekannte Gebirgsmaler und Hochalpinist Gustav Jahn ist bei der Besteigung des Oedsteins in der Ennstalergruppe abgestürzt und tödlich verunglückt. Er war von dem Beamten der Staatsbahnen Michel Kofler, gleichfalls ein sehr geübter Alpinist, mit dem gemeinsam er schon zahlreiche Klettertouren durchgeführt hatte, vorige Woche nach Gstatterboden gefahren, von wo aus die beiden die Hochtornordwand und die Nordkante des Oedstein erklettern wollten. Die Durchkletterung der schwierigen Nordwand des Hochtors erfolgte in einer Rekordzeit. Die beiden gewiegten Touristen waren also in bester Verfassung. Nach einem Rasttag in Gstatterboden wurde Sonntag morgen zum Oedsteinkar aufgebrochen, von wo aus die Nordkante erklettert werden sollte. Als die beiden Touristen Montag noch nicht zurückgekehrt waren, wurden sie von einer Touristengruppe gesucht, welche die beiden Touristen tot im Oedsteinkar auffand. Die beiden Leichen sind bereits geborgen. Der Name Jahns als alpiner Maler und als Erstersteiger zahlreicher schwieriger Gipfel ist weit bekannt. Im Krieg war er Instuktionsoffizier der Bergführerabteilung. Er hatte auch als Skiläufer und Skispringer internationalen Ruf. Seine Bilder fanden, so wie die von Compton, vielen Anklang. Eine Zeitlang hatte er seine Kunst in den Dienst der großen Fremdenverkehrsreklame gestellt, welche die deutschösterreichischen Eisenbahnen ins Werk gesetzt hatten. Seine Illustrationen und Plakatzeichnungen sind jedem Freunde unserer Alpenwelt bekannt.

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Die Neue Zeitung vom Freitag, den 22. August 1919

Touristenunglück im Gesäuse

Aus Johnsbach wird berichtet, daß der bekannte Gebirgsmaler und Hochalpinist Gustav Jahn mit einem seiner touristischen Begleiter, dem Beamten Michael Kofler aus Wien, bei einem Versuche, den Oedstein von Norden aus zu besteigen, abgestürzt ist. Beide Touristen wurden tot aufgefunden. Die Mutter Jahns wurde von dem traurigen Ende ihres Sohnes in schonender Weise benachrichtigt.

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Reichspost vom Freitag, den 22. August 1919

GUSTAV JAHN

Der Mann, dem man heute auf dem kleinen Johnsbacher Friedhof sein Grab schaufelt, war den Bergen verfallen mit all seiner Liebe, mit seiner ganzen Kunst, nun auch mit seinem Leben. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass er in den Bergen sterben werde. Er selber wußte es und wünschte es. Es hätte unnatürlich und unharmonisch gewirkt, wenn dieser Mann an irgendeiner der landläufigen Krankheiten daheim in seinem Bette gestorben wäre. Als ich heute, erschüttert durch die eben gelesene Zeitungsnachricht, einen Bekannten auf der Gasse fragte: „Wissen Sie schon, daß Gustav Jahn tot ist?“ fragte dieser, schmerzlich und tief betroffen: „Wo … wo ist er abgestürzt?“ So wie man bei ähnlichen traurigen Mitteilungen zu fragen pflegt: „Und was hat ihm denn gefehlt?“ Freilich haben wir alle uns und wohl auch er selber sich diesen Bergtod in irgend einer fernen Zukunft vorgestellt und der kraftstrotzende Mann, der sich jeder alpinen Aufgabe gewachsen erwies, dieser Vierzigjährige, der sich mit der jugendlichen Straffheit aller seiner Sinne und Glieder immer noch zu den Jünglingen zählen und gesellen durfte, sah nicht eben wie ein beständiger Todeskandidat aus. Aber es wird schon so sein, wie das lateinische Sprichwort sagt: dass wir mitten im vollsten, prangendsten Leben dem Tode am nächsten sind.

Gustav Jahn, der Meister des alpinen Skilaufes und Sprunges, der schlechthin vorbildliche Alpinist. Sein Bergsteigen und Felsklettern war die Befriedigung einer im tiefsten Grunde ethischen Leidenschaft. Die Art, wie manche Alpinisten das schwere Klettern im Fels betreiben, hat diesen edlen Sport oft genug den Vorwurf eingetragen, er sei nichts anderes, als in die Berge verlegte Turnerei. Von diesem Vorwurf hat Gustav Jahn für sich und den Kreis seiner Freunde seinen geliebten Sport gründlich befreit, indem er was der edle Bergsteiger im Hochgebirge empfindet in wahren Hochgesängen seines Pinsels verkündigte. Wenn sich dieser Sport höchste Achtung errang, wenn die Leute, die da in Nagelschuhen und Lodenjoppe, mit dem Rucksack und dem Kletterseil am Samstag auf den Bahnhof eilen, nicht mehr als Sportfetzen gehöhnt und belächelt werden, nicht mehr die Zielscheibe von spöttischen Volksfängerliedern abgaben, so hat an solchem Umschwung der öffentlichen Wertung Gustav Jahn kein geringes Verdienst. Denn auch dem Nichtalpinisten kündigten seine Bilder, in denen sich schwärmerische, inbrünstige Liebe ausdrückte, die Schönheit des Hochgebirges. Jedermann musste empfinden oder wenigstens ahnen, was die Berge dem waren, der sie so darzustellen vermochte. Unmöglicher noch als ein Dichter, der die Berge vom Tale aus besingt, wäre ein Maler, der sie von der sicheren Geborgenheit einer Hotelterrasse aus malt. Sie sind nämlich nicht so, wie sie von unten aussehen. Sie sind so frostig und einfach, nicht so lächelnd und zierlich, wie wenn man sie vor 50 oder noch vor 20 Jahren darzustellen liebte. Gustav Jahn, der um alle ihre Grauen, ihre Schrecken und Gefahren wußte, wie kaum ein zweiter, hat sie dargestellt, wie sie sind. Segantini führte, um die Berge malen zu können, monatelang ein dürftiges Einsiedlerleben in hochgelegenen Almhütten. Er stellte die Berge so dar, wie er sie von dort aus sah. In ihre letzten Geheimnisse, in die von ewigen Eis erfüllte Einsamkeit der Felsschlucht, in die hoheitsvolle Abgeschiedenheit der nur vom Schatten der Wolken und von scheuen Bergsohlen besuchten Grate ist er nicht eingedrungen. Das alles hat Jahn erkundet und dargestellt in vielen hundert Bildern und Zeichnungen. Und er hat gezeigt, daß auch die „öde“ Felswildnis voll malerischer, ja voll erschütternd großen Schönheit ist, freilich voll einer herben, nur dem Kühnsten zugänglichen, nur unter höchsten Einsätzen erkämpften Schönheit. Wie die zukünftige Kunstkritik das Schaffen Jahns, das nunmehr so plötzlich beendet ist, einschätzen wird, in welcher Entfernung oder Nähe von Segantini oder Compton sie ihm seinen Platz in der Kunstgeschichte anweisen wird, vermögen wir nicht zu sagen. Wir wissen nur, daß allen, die heute die Berge kennen und lieben, seine „Technik“ der Darstellung als die getreuste und glücklichste erscheint. Er hat sie gottlob nicht ins Grab mitgenommen, denn schon hat eine ganze Reihe anderer, jüngerer Künstler an ihm gelernt, so etwa der junge Stoitzner oder Emmerich Schaffran.
Jahns Bilder, mag man ihnen in Bahnhöfen begegnen, wo sie als idealste Plakatkunst erscheinen, mag man im Otto Schutzhaus auf sie stoßen, wo sie dem Speisesaal einen jedenfalls alpineren Geist verleihen als die zurzeit dort speisenden Gäste, mag man beim durchblättern des Preiskataloges der Mizzi Langer-Kauba seine Freude an ihnen haben. immer erkennt man auf den ersten Blick in ihnen die Eigenart des Meisters, niemals ist ein Zweifel möglich, ob sie von Jahns Hand oder einer anderen stammen. Diese Eigenart bleibt ihm treu auch dann, wenn er „zahmere“ Landschaften darstellte, etwa für die Staatsdruckerei die herrlichen Tafeln der blühenden Obstgärten von Klosterneuburg oder des Wallfahrerzuges bei Mariazell, sie bleibt im treu, auch wenn er Wintersportbilder zeichnete oder malte, etwa sein dichterisch geschautes Kalenderblatt von dem verschneiten Mitterndorf mit dem Grimming. Weit zerstreut in Zeitschriften, auf Kalendern, Plakaten, in Führern und Fremdenverkehrsbroschüren ist derzeit Jahns Werk, und es wird für seine Freunde eine Lieblingspflicht sein, sie zu sammeln und möglichst geschlossen der Oeffentlichkeit vorzulegen. Zarter als er hat kein Maler die Röte eines in der letzten Sonne glühenden Berges darzustellen vermocht, gewaltiger feiner den Absturz grauer Felswände, feiner niemand die Weichheit flockiger Schneefelder, in die sich die schlanke Spur des Skipaares furcht. Immer drückt sich auf einem Jahnbild die dichterische Idee aus, die das Werk des Künstlers für immer vom Lichtbild unterscheidet. In seltener Vollkommenheit waren hier Werk und Mann eine unzertrennbare Einheit.

Der kleine Johnsbacher Friedhof birgt manches Bergsteigergrab. Viel Elterntränen sind hier geflossen, viel frohe, kühne Jugend hat hier allzu früh geendet. Name an Name „abgestürzt“, „Tod in den geliebten Bergen“. Ein Bergsteigerfriedhof wie jener von Heiligenblut. Die Berge des Ennstales umstehen ihn in gewaltiger Runde und stehen auf ihn nieder, insbesondere der Oedstein, auf dem der unvergeßliche Mann seinen Todessturz tat, dem heute dort sein Grab in die steinige Erde geschaufelt wird. Unnötig seinem Andenken durch Marmortafel und Nachruf Dauer zu geben. Sein Werk sorgt dafür, seinen Namen lebendig zu halten, solange Menschen leben, welche die Berge lieben.

Hans Brecka

 

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Nachricht aus der Österreichischen Touristenzeitung von 1919

(das Cover der Österreichischen Touristen-Zeitung wurde übrigens ebenfalls von GUSTAV JAHN entworfen und fand sogar bis in die 90er Jahre seine Verwendung als Buchschmuck )

ALPINE Unglücksfälle - Unglücksfall auf dem großen Ödstein

Sonntag, den 17 August kamen bei einem Versuche, den großen Ödstein über die Nordkante zu erklettern, aus ungeklärter Ursache die beiden bekannten Hochalpinisten Gustav JAHN, akademische Maler, und Michael KOFLER, Beamter der Staatsbahnen, beide Mitglieder unseres Klubs, zum Absturz und wurden tot im oberen Ödsteinkar aufgefunden.


Von unserem Mitgliede, Herrn Ernst Aschenbrenner, erhielten wir folgenden Bericht über die Auffindung und Bergung der Abgestürzten: Gustav Jahn und Michael Kofler brachen Sonntag früh von Gstatterboden mit der Absicht auf, den Großen Ödstein über die Nordkante zu ersteigen. Da die beiden Montag abends och nicht zurückgekehrt waren, machten sich die Herren Krl Hans Richter, Stefansky und Goldschmidt der Sektion Bayerland Dienstag früh auf die Suche, und zwar stiegen die beiden ersteren in das Ödsteinkar auf, während der letztgenannte Herr über den Kirchengrat den Ödstein erreichte. Im oberen Winkel des Ödsteinkares auf dem Schneefeld fanden die Herren Richter und Stafansky die beiden Vermißten tot auf. Die Leiche Jahns war durch die Wucht des Sturzes in Stücke zerissen, die Leiche Koflers lag in der Randkluft und wies nur auf der Schädeldecke arge Verstümmelungen auf. Arme und Beine waren mehrfach gebrochen. Das Seil, welches beide verbunden hatte, war bei Jahn gerissen, der lange Teil lag bei Kofler, der es auch einigemal (vermutlich um den vorauskletternden Gefährten zu sichern) um den rechten Arm geschlungen hatte.
Der Obmann des Alpinen Rettungsausschusses in Wien, Herr Rudolf Hamburger, und die Unfallsmeldestelle in Admont wurden von der Auffindung der Leichen verständigt, da wir den Abtransport der Verunglückten nicht vor Eintreffen der Weisungen durchführen wollten.
Erwähnen muß ich noch einen traurigen Zwischenfall, damit dem an ihm beteiligten Herrn (sein Name ist Artur Beher) ein für allemal die Aufnahme in einen alpinen Verein unmöglich gemacht wird. Der Genannte, welcher sich seit Wochen in Johnsbach aufhielt und mit seinen Tourenberichten renommierte, wollte auch an der Rettungsexpedition teilnehmen. Obwohl Herr Richter aus gewissen Gründen erklärte, daß er die Sache in die Hand genommen habe und seine Mitwirkung ablehnte, erklärte Beyer in Admont unsere Aufträge für hinfällig und ging mit einigen Knechten und drei Touristen zu den Leichen. Er schleifte diese, die wohlverwahrt im Schnee lagen, einige hundert Schritte zur Geröllhalde und ließ sie dann, das Unmögliche seines Beginnens einsehend, dort liegen, nachdem er sich einige Andenken (Uhr, Messer und Feldflasche) mitgenommen hatte. Als wir davon erfuhren, wurde er von Herrn Richter nach Gstatterboden gebracht und dort von uns überwacht. Er hatte in Johnsbach vor Zeugen erklärt, daß er sich einige tausend Kronen verdienen wolle und bereits einen Rechnungszettel angelegt. Für deine Mühe rechnete er 300 Kronen und für einen Wagen, den er gar nicht benützt hat, 60 Kronen. So schwer es mir fällt, kann ich diesen Vorfall in meinem traurigen Bericht nicht unerwähnt lassen.
Nachdem die Nachrichten von den Angehörigen eingelangt waren, traten wir Samstag um 2 Uhr 30 Minuten früh den Abmarsch an. Außer den genannten Herren, mir und meinem Bruder Franz beteiligten sich an der Bergung die Herren Zierhut, Baumgartner, Linhart, Horeschowsky, Hengl sowie aus Admont Herr Gindl und drei Burschen.Die Leichen wurden in Säcke gehüllt, mit Latschen eingewickelt und auf Legföhren direkt durch den Gsenggraben zu Tal geschafft, wo sie auf der Straße an der Grabenmündung in die dort bereitgestellten Särge gelegt und nach Johnsbach geführt wurden. Die Beerdigung fand Sonntag, den 24. August um 10 Uhr vormittags statt. Gustav Jahn haben wir selbst das Grab bereitet und mit einem Steindenkmal geschmückt. Michael Kofler wurde, weil er später nach Wien überführt werden soll, allein beerdigt.
Die Verkehrseinschränkung machte es leider den meisten Freunden Jahns und Koflers unmöglich, den toten Gefährten das letzte Geleite zu geben, doch waren außer den Verwandten als Vertreter der Vereine, denen die Verunglückten angehörten, die Herren Vizepräsident Fiebinger, Maischberger, Ziegler, Sandtner und Heindritz bei dem schlichten, aber ergreifenden Leichenbegängnis anwesend.
Wir können aus diesem Berichte nur mit Tiefer Trauer fesstellen, daß zwei der besten Hochalpinisten, die wegen ihres Könnens und ihrer Erfahrung zu den allerschwierigsten Bergfahrten berechtigt waren, die Opfer eines unergründlichen, verhängnisvollen Unglücksfalles wurden.
Sobald es die Verkehrsverhältnisse gestatten, wollen die zahlreichen Freunde der beiden teuren Toten sich auf dem Johnsbacher Bergfriedhofe zu einer Gedächtnisfeier versammeln.

 


Österreichische Touristenzeitung
Nummer 9 - Wien am 1. September 1919
Nachruf von Ludwig Sinek
ALPENMALER GUSTAV JAHN - Wien †

"Solange die Berge stehen in Ihrer ewigen Schönheit, wird sein Name unvergesslich bleiben,
unvergänglich aber fortleben werden seine Werke und der Geist, der ihn beseelte."


 

Nachruf für den mit Jahn abgestürzten Michel Kofler

aus der Österreichischen Touristenzeitung von 1919


 

Absturzbericht in den
Alpenvereins-Mitteilungen 1919
Seite 108


“Über den tödlichen Absturz von Gustav Jahn und Micheal Kofl er am großen Ödstein im Gesäuse
ist folgendes zu berichten:
Die genannten hatten am 17. August 1919 Gstatterboden frühmorgens verlassen mit der Absicht,
den großen Ödstein über die Nordkante zu erklettern. Da Jahn und Kofl er weder am Sonntag
abends noch im Laufe des Montag nach Gstatterboden zurückgekehrt waren, machten sich dort
befi ndliche Kameraden der beiden beunruhigt auf die Suche und fanden die zwei Vermissten im
Ödsteinkar zu Füßen der Nordwand als schauderhaft verstümmelte Leichen. Der Absturz - 500 bis
600 Meter hoch - mußte im Aufstieg erfolgt sein, da im Gipfelbuch keine Eintragung zu fi nden war.
Über die Ursache des Todessturzes können nur Vermutungen ausgesprochen werden.
Es spricht für die Annahme, das Jahn als Vorausgehender gestürzt sein müsse und dann Kofl er mitgerissen
habe, da letzterer noch als Leiche Seilschlingen in der Hand hatte. Jahn dürfte eher einer
plötzlichen Herzschwäche oder noch wahrscheinlicher einem Steinschlag oder Felsbruch zum Opfer
gefallen sein, da an der Fundstelle im Ödsteinkar eine große Menge großer frisch gebrochener
Felstrümmer lag, die nach Aussage Ortskundige früher dort nicht zu sehen waren.

Hanns Barth


 

Alpine Unglücksmeldungen aus der Österreichischen Alpenzeitung von 1919

Abbildung zum Vergrößern anklicken ..

.. oder >> Alpine Unglücksmeldung auch als PDF ( 620 KB) downloadbar << Bitte hier anklicken

 


 

Österreichische Alpenzeitung 1919 - ein ausführlicher Nachruf von Ing. Eduard Pichl

ÖAZ1919 ÖAZ1919

>> Nachruf lesen

>> Kompletter Nachruf auch als PDF ( ~ 1,6 MB) downloadbar << Bitte hier anklicken


 

Österreichische Alpenzeitung Jg. 1921

Gustav Jahn - der Künstler - ein Nachruf von Gustav Schmidt

öaz1921 öaz1921

>> Nachruf lesen

 


Mitteilungen
des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins
Nr. 17 und Nr. 18 - Seite 108-109 - Wien am 30 September 1919

 

 

Über den tödlichen Absturz von Gustav Jahn und Micheal Kofler am großen Ödstein im Gesäuse ist folgendes zu berichten:

Die genannten hatten am Sonntag, den 17. August d.J. Gstatterboden frühmorgens verlassen mit der Absicht, den großen Ödstein über die Nordkante zu erklettern. Diese Bergfahrt ist nicht nur zu den schwierigsten des Gebietes, sondern zu den schwersten alpinen Klettereien überhaupt zu zählen, was schon daraus erhellt, daß dieses letzte große Problem in den Nordabstürzen des Hochtorzuges von den Wiener Alpinisten Brüder Mayer und den zwei besten Dolomitenführern Angelo Dibona und Luigi Rizzi erst am 25. August 1910 gelöst worden ist. Da Jahn und Kofler weder am Sonntag abends noch im Laufe des Montag nach Gstatterboden zurückgekehrt waren, machten sich dort befindliche Kameraden der Beiden beunruhigt auf die Suche und fanden die zwei Vermißten im Ödsteinkar zu Füßen der Nordwand als schauderhaft verstümmelte Leichen.

Der Absturz - 500 - 600 Meter hoch ! - mußte im Aufstieg erfolgt sein, da im Gipfelbuch keine Eintragung zu finden war und daher die erste Annahme hinfällig ist, daß das Unglück beim Abstieg über die Pichl-Route der Ödstein-Nordwand sich ereignet haben könnte.

Über die Ursache des Todessturzes der beiden vorzüglichen Kletterer können nur Vermutungen ausgesprochen werden. Es spricht für die Annahme, das Jahn als Vorangehender gestürzt sein müsse und dann Kofler mitgerissen habe, da letzterer noch als Leiche Seilschlingen in der Hand hatte. Zweifellos dürfte Jahn nicht infolge ihm unmöglich zu bewältigender Schwierigkeiten zum Sturz gekommen, eher einer plötzlichen Herzschwäche oder noch wahrscheinlicher Steinschlag oder Felsbruch zum Opfer gefallen sein, da an der Fundstelle im Ödsteinkar eine Menge großer, frisch gebrochener Felstrümmer lag, die nach Aussage Ortskundige früher dort nicht zu finden waren.
Gustav Jahn und Michel Kofler darf jedoch keinesfalls der Vorwurf treffen, unter die leider heuer so häufigen Opfer von Unterlassungsünden gegen alpine Grundregeln zu gehören. Beide sind die Beute der Hochgebirgstücke geworden, gegen die selbst die beiden Alpinisten - und Gustav Jahn war schon lange eine ihrer Zierden! - nich gefeit sind, wenn ihnen ein beklagenswertes Geschick den davor rettenden glücklichen Zufall verwehrt.

Hanns Barth, Schriftführer und Herausgeber des Deutschen und Österreichischen Alpenverein


 

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins
Nr. 17 und Nr. 18 - Seite 110 - Wien am 30 September 1919
Beitrag von Hans BARTH (Hauptschriftleiter des Alpenvereins)

ALPENMALER GUSTAV JAHN - Wien †

Noch nie hat allgemeinere Bestürzung in Alpinisten- und Wintersportkreisen geherrscht, als bei der
unglaublich klingenden Trauernachricht:

GUSTAV JAHN ist im Gesäuse am Großen Ödstein tödlich verunglückt !


Er war der Beste der Wiener Kletterer und Schiläufer und mit ihm sank ein Idol unfehlbarer Sicherheit,
ein Glückskind der Kühnheit und wirkte lähmend, verstörend. Schmerz und Trauer folgen nun
erst, da der Schreck überwunden ist. Am 17 Mai 1879 geboren, hat Gustav Jahn nur 3 Monate die
40. Jährung seines Geburtstages überlebt. Von seinen frühesten Jünglingsjahren jahraus jahrein in
den Bergen wandernd, hat er schon in den Jahren seinen akademischen Ausbildung - vor seinem
18. Lebensjahr - sein Lebensziel, Bergmaler zu werden, festgelegt. Von seiner verwitweten vernüftigen
Mutter, die er abgöttisch verehrte, eher bestärkt als behindert, als eigenständiger Künstler
seiner Zeit, konnte er sich voll und ganz seiner Liebe zur Natur hingeben. Diese und die damit verbundene
sportliche Betätigung befruchteten wieder sein malerisches Talent aufs glücklichste, dessen
sympatische Schöpfungen - viel bezahlt und begehrt - ihm reichlich die Mittel boten, frei und
ungebunden das Leben sich so zu gestalten, wie es ihm wertvoll schien. In der äußeren Erschung
mit seiner schlanken wohlproportionierten Gestalt, dem bartlosen jugendlichen Antlitz, in seinem
vorsichtig beherrschten Wesen von einnehmender Bescheidenheit, gepaart mit gelegentlich sich
äußerdem trochen-treff enden-Witz, war er ein typisches Ideal seiner Zeit. Doch nicht allein menschlich
und sportlich, auch als Künstler hat er sich eine überragende Stelle zu erringen verstanden.
Seine Bilder, ebenso liebenswürdig aufgefasst als fl ott und fl eißig gemalt, hatten eine persönliche
Note, die sie sofort aus der Menge vorteilhaft herausleuchten ließen. Besonders seine Technik ,
das Gestein darzustellen, war einzig, sodaß man ihn mit Recht als den “Felsmaler” ohnegleichen
bezeichnen kann. Weniger bekannt dürfte sein, daß er auch ein hervorragender Portraitmaler
gewesen wäre, wenn er das gewollt hätte. Er bevorzugte aber die Landschaft, vor allem die hochalpine.
Schon längerere Zeit mit einem Herzfehler behaftet, schien sich das Leiden in den letzten
Jahren gebessert zu haben, denn bei seiner Kriegstätigkeit als Instruktionsoffi zier des militärischen
Bergführerkurses in Gröden hatte er während seiner dienstlichen Tätigkeit weit über 100 schwierige
Dolomitenbesteigungen ausgeführt, die ihm verschiedene militärische Auszeichnungen
eintrugen. Am 15. August 1919 noch die stets von ihm begeistert gerühmte Hochtor-Nordwand in
unglaublich kurzer Zeit von 3 Stunden wieder einmal siegreich durchstiegen, sollte am 17. August
die Ödsteinkante gestürmt werden. Hatte er damit seinem Herzen zu viel zugemutet oder riß ihn
ein Felsbruch in die Tiefe - wer weiß es? Er starb inmitten seiner geliebten Berge, jäh und leidlos wie
vom Blitz gefällt - ein Glückskind im Leben, wie auch im Tode.

 


 

Robert Zinner
schreibt über die Bergung von 1919
Ödstein, N.W. Kante:

Die Route verläuft zu zwei Drittel über die Kante, ein Überhang erfordert den sogenannten „Preuß-Quergang“- sehr ausgesetzt ! - wo sich der Absturz Gustav Jahn‘s nach Aussage des Bergungsteilnehmers Alfred Horeschofsky ereignert haben muß. Jahn war Vorausgänger und hatte den sichernden Kameraden Michael Kofler mitgerissen. Die Absturztiefe betrug über 500 Meter (das ist die vierfache Höhe des Stefansdomes in Wien). Kofler hielt noch die Seilschlingen in der Hand und lag auf einem Felsband des Ödstein-Kars, Jahn etwas unterhalb, in drei Teile zerschlagen. Ein ausführlicher Bergungsbericht von Mitgliedern des Österreichischen Turistenklubs, die in Gstatterboden wartend zurückblieben, ist im Septemberheft 1919 der Österreichischen Turistenzeitung enthalten. Darin auch die Schilderung der Einmischung eines Unbefugten, der nach Abweisung durch die Bergrettung einr voreilige Bergung versuchte und sich dabei drei „Erinnerungsstücke“ von G. Jahn- Feldflasche, Uhr und Taschenmesser - aneignete! Ist mit Namensnennung und allen Details ausführlich geschildert!


Alfred Horeschofsky, ein alter Freund von mir, sehr bekannter Felskletterer Wiens - u.a. erste Durchsteigung der Palavicinirinne am Großglockner, hat mir vor Jahren den Hergang geschildert.


Im Anhang der Loser-Filek Biographie „Gustav Jahn als Bergsteiger und Skifahrer“ berichtet Karl Sandtner - Wien: „Am 15 August hatte Jahn mit M. Kofler die Pfannl- Maischberger-Route der Hochtor-Nordwand in der unglaublichen kurzen Zeit von 3
Stunden durchsteigen. Am Abend äußerte er wiederholt seine Freude darüber, dass er sich so besonderns wohl fühle und trotz seiner 40 Jahre so ausserordentlich gut „in Form“ sei!

An einem 17. (Mai 1879) wurde er geboren -
am 17. (August 1919) verlor er sein Leben!
„Memento mori“


Schiller läßt seinen Wallenstein - am Vorabend seines Todes - die Warnung aussprechen
„frohlocket nicht zu früh, denn eifersüchtig sind des Schicksals Mächte! - Voreilig
jauchzen greift an ihre Rechte !!“

Robert Zinner


 

Alpenmaler Gustav JAHN

Unter den trotz stark eingeschränkten Reiseverkehres ziemlich zahlreichen alpinen Unglücksfällen des Sommers 1919 steht der tödliche Absturz des bekannten Wiener Hochalpinisten und ersten Alpenmalers Deutsch-Österreichs Gustav J a h n (Mitglied des Österreichischen Alpenclubs) im Vordergrund des allgemeinen und turistischen Interesses. Am Sonntag, den 17. August 1919, wollte J a h n mit seinem Begleiter Michael K o f l e r, Beamter der Staatsbahnen, den Versuch unternehmen, von Norden aus über eine neue Route – und zwar vermutlich über die ungemein schwierige Nordkante - den Ödstein zu erklettern und sind bei diesem Unternehmen sowohl Jahn wie sein Begleiter abgestürzt und im Ödsteinkar am kommenden Montag tot aufgefunden worden. Im folgenden seien nun der Persönlichkeit Jahns als eines der ersten und hervorragendsten Hochalpinisten, Schifahrers und Alpenmalers einige Worte gewidmet, um die Bedeutung und Verdienste desselben auf diesen Gebieten zu würdigen und ihm für immerwährende Zeiten ein geistiges Denkmal auch in unserer Vereinszeitschrift zu setzen.
Als Hochalpinist galt Jahn seit Jahrzehnten unbestritten als einer unserer besten, der seit seiner Jugend an unermüdlich Sommer und Winter die gesamten Ost- und Westalpen durchstreifte. In diesem Zeitraume hatte Jahn fast alle bedeutenden und schwierigsten Fels- und Eisturen führerlos und oft als Erstersteiger mit vollem Erfolge durchgeführt. Die bekannteste darunter ist die erste Durchkletterung der Dachsteinsüdwand durch ihn, die eine der schönsten und großartigsten Felsturen der Kalkalpen darstellt. Noch mehr aber war Jahn in den Bergen des Ennstales zu Hause, in welchem er nicht nur die allerschwierigsten Felswände und Grate bezwungen hatte, sondern auch im Vereine mit anderen Hochalpinisten manch neuen Weg und Anstiegsroute durch diese Felswildnis gefunden hatte und sohin schlechthin als Miterschließer der Gesäuseberge angesehen werden muß. Zu erwähnen wäre in letzterer Beziehung insbesondere eine erst vor einigen Jahren von Jahn gefundene neue Route durch die abweisende Hochtor-Nordwand, die wohl eine sehr schwierige, aber landschaftlich ganz hervorragend schöne Felstur darstellt. Auch Jahns militärische Dienstleistung in den letzten Kriegsjahren als Instruktionsoffizier einer Bergführerabteilung und als dem Kriegspressequartier zugeteilter Kriegsmaler bot ihm Willkommende Gelegenheit, seine stets von vollem Erfolg gekrönte Pionierarbeit auch in den Dolomiten fortzusetzen und dortselbst eine stattliche Reihe von Erstlingsturen noch in letzter Zeit durchzuführen.
Als Schifahrer hatte Jahn, um es gleich vorweg zu nehmen, internationalen Ruf! Als die Schisportbewegung zu Beginn der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in unseren Landen erfolgreich einsetzte, war Jahn einer der ersten, der sich dem Schneeschuhlaufe sowohl von alpinistischer wie auch vom sportlichen Standpunkte zuwendete uns es in diesem bis zur höchsten Stufe brachte. Der alpine Schneeschuhlauf war bei Jahn, wie bei vielen anderen, Mittel zu Zweck, seine geliebte Bergwelt auch im Winter zu durchstreifen und um sein alpines Wissen und Können zur höchsten Vervollkommnung zu bringen, während er im Schisprungsport dem Sporte als solchen huldigte. Insbesondere als Schispringer drang der Ruf Jahns als seinerzeit bester Schispringer Österreichs weit über die Grenzen unseres Heimatlandes hinaus und viele unserer jüngeren Schispringer verdanken ihr Können der vorzüglichen Schule durch Jahn, die insbesondere von der Rax aus immer weitere Kreise zog. Aber auch als technischer Berater bei Fragen schisportlicher Natur, so insbesondere bei Erbauung von Sprungschanzen, war die Meinung Jahns immer ausschlaggebend und bestimmend. Als Schispringer und Schneeschuhläufer vertrat Jahn stets die Fahnen des auf diesen Gebieten tonangebenden Österreichischen Wintersportklubs in Wien. Daß es sich dieser Klub zu seiner Ehre und Stolz anrechnete, keinen geringen als Gustav Jahn als Sportsmann und Berater zu seinen Gründungsmitgliedern zu zählen, erhellt wohl von selbst und fand auch beredten Ausdruck in der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an denselben. Damit erscheinen wohl am besten die großen Verdienste Jahns um des alpinen und sportlichen Schnneschuhlauf gewürdigt.

Was Jahn auf seinen zahlreichen Fahrten im Sommer und Winter, in Fels und Eis mit seinem naturtrunkenen Auge in sich aufnahm, dass konnte er wie kaum ein zweiter dank seiner eminenten künstlerischen Begabung als unser hervorragendster Alpenmaler wiedergeben und sich und den anderen Naturfreunden die Erinnerung an das Gesehene im Bilde zurückrufen. Die Kunst Jahns war auf das innigste mit den Bergen verknüpft, deren Charakteristisches in seinen Gemälden am naturgetreuesten wiedergegeben erscheint. Aber nicht etwa in der Form des photographieähnlichen sklavischen Nachzeichnens, sondern mit tiefer Einfühlung in die Schönheiten der Landschaft und darin liegt eben die große Bedeutung Jahns als Alpenmaler, die seiner Bedeutung als Hochalpinist und Schifahrer in nichts nachsteht.

Wenn sich auch Jahns bedeutendsten alpinen Gemälde in Privatbesitz befinden und der Allgemeinheit niemals oder nur flüchtig bei Ausstellungen bekannt wurden, so begegnen doch wir gerade von diesem unseren ersten Künstler auf dem Gebiete der Alpenmalerei - Jahn stellte nämlich auch seine Kunst in den Dienst jener großzügigen und vornehmen Fremdenverkehrsreklame, die in den letzten Jahren vor dem Kriege mit Erfolg von unseren Eisenbahnen durchgeführt wurde – einer stattlichen Anzahl von allgemein bekannten, bzw. zugänglichen Meisterwerken, die teils als die Repräsentanten idealster Plakatkunst, teils als künstlerisch vollendete Gemälde vor unseren Augen erscheinen. So stammen von Jahn die bekannten Reliefbilder der Dolomiten, der Ortlergruppe und des Semmeringgebietes. Ferner die prächtigen Gemälde in den Ankunftshallen des Südbahnhofes und im Südbahnhotel auf dem Semmering sowie die stimmungsvollen und künstlerischen Plakatentwürfe der österreichischen Alpenbahnen. Nicht zu vergessen wären aber auch die in der Aufzählung dieser kleinen Auslese von Jahns malerischen Schöpfungen insbesondere seine Bilder, die den Speisesaal im Otto-Schutzhause auf der Rax echt alpinen Geist verleihen. Jahns hervorragend zeichnerisches Talent ist aus zahlreichen Illustrationsarbeiten bekannt, die der Künstler für verschiedene alpine Vereinspublikationen und Buchwerke beisteuerte und auf die wir auch insbesondere in früherer Zeit beim durchblättern des Preiskataloges der Mizzi Langer-Kauba stoßen. Immer erkennt man in den Bildern Jahns auf den ersten Blick die Eigenart des Meisters, niemals ist ein Zweifel möglich, ob sie von Jahns Hand oder von einem anderen stammen. Diese Eigenart bleibt ihm treu auch dann, wenn er „zahmere“ Landschaften darstellt, wie etwa für die Staatsdruckerei die herrlichen Tafeln der blühenden Obstgärten von Klosterneuburg oder des Wallfahrerzuges bei Maria Zell, sie bleibt ihm treu auch wenn er Wintersportbilder zeichnete oder malte, etwa sein dichterisch geschautes Kalenderblatt von dem verschneiten Mitterndorf mit dem Grimming.
Gustav Jahn war als Mensch, Künstler und Alpinist von einfach schlichter und doch sofort gewinnender, nicht alltäglicher Erscheinung. Die Erinnerung an ihn, als das Opfer einer jener unerklärlichen und grausamen Unglücksfälle, wie sie sich in den Bergen trotz aller Vorsicht – man möchte fast sagen mit unerbittlicher Regelmäßigkeit – wiederholen, wird bei seinen engeren Freunden und Anhängern seiner Kunst wie aber auch in der turistischen Allgemeinheit eine dauernde bleiben.

F. P e e g e

aus "Gebirgsfreund" 1919



 

Auszug aus dem Buch GESÄUSE-PIONIERE
Textpassage über Gustav JAHN
mit freundlicher Unterstützung von Prof. JOSEF HASITSCHKA / Autor aus Admont

Gustav Jahn

1878 - 1919

Maler und Erstbegeher

 

 

Von Beruf akademischer Maler, verdankte er seiner hohen Begabung zahlreiche Auszeichnungen. Ein Reisestipendium nach Rom 1904 verwendete er allerdings für eine Bergfahrt ins Mont-Blanc-Gebiet.
Seine alpine Erschließertätigkeit erstreckte sich von den Wiener Hausbergen bis in die Dolomiten. Die wichtigsten Erstbegehungen im Gesäuse gelangen ihm in der Planspitze-Nordostwand und in der auch heute oft begangenen Hochtor-Nordwand (Jahn-Zimmerroute), auch die erste Gesamtüberschreitung des Reichensteinstockes zählt zu seinen Glanzleistungen. Weniger bekannt sind die Neutouren aus dem Hinterwinkel auf den Großen Buchstein, daneben die Westwand der Admonter Frauenmauer.

Der Pazifist an der Dolomitenfront

Dachstein, Triglav und seit 1915 immer wieder Bergfahrten in den Dolomiten. Verständlich, denn während des Weltkrieges konnte er als „Instruktionsoffizier“ am Karrerpass sowohl in der Ausbildung als auch in seiner Freizeit etwa 150 Gipfel besteigen, darunter über 20 Neutouren und unzählige Skifahrten in der Geißler-, Sella- und Langkofelgruppe.  Gustav Jahn aber wegen seines Einsatzes an der Dolomitenfront als einen schneidigen Ausbildungsleutnant zu zeichnen (wie ihn sein Freund Ferdinand Andri im Porträt  gemalt hat) würde der pazifistischen Einstellung Jahns widersprechen. Seinen Unmut über die „feldgraue Zwangsjacke“ hat er nie verheimlicht. Luis Trenker hat in seinem Buch „Kameraden der Berge“ dazu eine passende Anekdote parat:
Im November 1916 sind wir auf der Regensburger Hütte. Schnee liegt draußen und kalt ist die Nacht. Wir sitzen am Tisch und spielen Karten. Der Wiener Maler und Bergsteiger Gustav Jahn sitzt neben mir. Ein Ein­jährig-Freiwilliger hat Inspektionsdienst. Unsere Pfeifen rauchen, im Ofen knistert das Feuer. Schrill läutet das Telefon. Der Einjährige springt an den Kasten, nimmt die Muschel ans Ohr und meldet sich. Sein Gesicht wird ernst, seine Gestalt nimmt Habtachtstellung an: „Jawohl, jaa ... jawohl..." macht dann eine Drehung zu uns, steht stramm und sagt: „Meine Herren, ich melde gehorsamst... ", er schluckt einige Male, „gehorsamst, Seine Majestät der Kaiser Franz Josef ist gestorben..."
Stille folgt den Worten, fragende, erschreckte Gesichter. Man hört kaum das Atmen. Gustl Jahn bricht den Bann. Er dreht sich langsam zum Tisch, die Karten in der Hand: „Jo, kannst nix mochn, olleweil hat er ja a net leben können. -Wer spielt aus?"
Wir ahnten kaum, was der Tod Franz Josefs bedeuten sollte.

Der sichere Felskletterer

Auch im Fels war Jahn war kein Draufgänger, ihn zeichnete seine unglaubliche Geschmeidigkeit und Sicherheit eines kraftsparenden Kletterers aus. Der Gefahr zu begegnen und das Risiko abzuschätzen war ihm bewusst. Gerade in den Gesäusebergen musste er erkennen, wie nahe Bergsteigerglück und Bergsteigertod nebeneinander lagen: 
Am 8. September 1903 durchstiegen die beiden hervorragenden Wiener Kletterer Otto LAUBHEIMER und Gustav JAHN die Ödstein – Nordwand. Vom Gipfel stiegen sie weiter über den Grat in Richtung Hochtor. Etwa 200 m nach dem Gipfel über den Hochtor Ostgrat in Richtung Peternscharte stürzte Otto LAUBHEIMER, nachdem ein Felsblock nachgegeben hatte, in das Roßkar ab und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Nach erstatteter Unfallsmeldung wurde der Abgestürzte geborgen und nach Johnsbach transportiert. (Originalbericht der Rettungsstelle Admont des Alpinen Rettungsausschusses Wien). Gustav Jahn empfand dieses Nebeneinander von Glück und Tod sehr tief, als er seinen abgestürzten Freund suchte und im obersten Roßkar fand: Die Berge ringsum glühten im feurigen Rot, als ich an der verstümmelten Leiche des armen Laubheimer stand. Und dennoch – dennoch konnte ich den Bergen nicht zürnen. (Zitiert nach Egid Filek / Karl Sandtner: Gustav Jahn. Ein Maler- und Bergsteigerleben. o.J.)

Der Sturz aus der Ödsteinkante

Dem fröhlichen, überlegenen Gustav Jahn wurde im Alter von vierzig Jahren das Bergglück untreu: Am 17. August 1919 stieg er mit seinem Gefährten Michael Kofler in die Ödsteinkante ein. Vermutlich bei der schwierigsten Stelle, beim Preußquergang, stürzten beide ab.

Karl Sandtner schilderte in seinem Buch „Gustav Jahn. Ein Maler- und Bergsteigerleben“ das schlichte Begräbnis:

An einem wunderschönen Augusttag voll Sonnenglast und Farbe wurde Gustl Jahn am Johnsbacher Friedhof in die Erde gebettet, in der schon so viele Bergsteiger von ihrer letzten Fahrt ausruhen. Am offenen Grabe standen einige Freunde und in ihrem Namen sprach einer Abschiedsworte. er sagte, daß ein sonniger Mensch dahingegangen sei, der zur Sonne, zur Höhe strebte, zur Höhe stolzer Gipfel und zur Höhe edler Kunst. Die wettergebräunten Bergsteiger nickten stumm und mancher wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann rollten die Schollen auf den Sarg und bald wölbte sich ein Erdhügel über der letzten Ruhestätte eines Schönheitssuchers. Und zwei von jenen urgewaltigen Recken, denen er verfallen war im Leben wie im Tode, der stolze Reichenstein und der bleiche Ödstein, halten ewige Wacht an seinem Grabe. Heute, 90 Jahre später, wird sein Grab noch häufig besucht. Es erinnert an einen großen Künstler und großen Bergsteiger. Ein Denkmal voll Schwermut.

Die Jahn-Zimmer Route, ein Denkmal

Ein zweites, von besinnlichen Gedanken unbeschwertes Denkmal, in welchem man die jugendliche Lebenslust und die Bergfreude Jahns nachempfinden  kann, wird heute von Bergsteigern häufig aufgesucht: „Die Jahn-Zimmer“ in der Hochtor-Nordwestwand. Wenn ich während eines Aufsichtsdienstes vor der kleinen Bergrettungshütte im Haindlkar sitze, schaue ich mit einem guten Glas den Kletterern in dieser Route zu, fühle mit ihnen mit, wie sie – wenn sie gute Geher sind – seilfrei bis zum „Appellplatz“ hinaufstürmen, dann ebenso schnell und sicher schräg nach links aufwärts die Platten queren, bis die „Fuge“, die Schlüsselstelle, sie etwas aufhält. Danach turnen sie in den ersten Sonnenstrahlen die weiteren Platten hinauf  bis zum Hochtor-Ostgrat. Über die Plattenkletterei schrieb Jahn einmal: Nun geht es hinaus in die freie Wand. So etwas ist spannend: ganz kleine Tritte, ... unter den Fersen ist Luft – hier genießt man! Nicht oben auf dem Gipfel, wenn der Angstschweiß getrocknet ist, soll man sich freuen; die Kletterei ist das Schöne!  Zum Teil trifft diese Aussage auch auf  die Jahn-Zimmer zu, wenngleich die Tritte groß genug sind und der Schweiß nur vom schnellen Klettern herrührt. Es sind glückliche Menschen, welche die Jahn/Zimmer genießen können, vielleicht ebenso glücklich, wie sich Gustav Jahn bei der Erstbegehung 1906 gefühlt haben mag.

 

Josef Hasitschka / Ernst Kren / Adolf Mokrejs
Gesäuse Pioniere - Alpingeschichte aus der Universität des Bergsteigens

384 Seiten, 380 SW-Bilder;

Das Gesäuse - die "Universität des Bergsteigens" - ist Schauplatz einer monumentalen Neuerscheinung über die Entwicklungsgeschichte des Bergsteigens. 74 Biografien erzählen von Entdeckern, Erschließern und Eroberern, von alpinen Pioniertaten, die von "der Alpenstange bis zum 8000er als Tagestour" reichen. Weitere Kapitel berichten vom Gesäuse aus der Sicht der Maler und Kartografen, von der Entstehung der Bergrettung, von den Anfängen des alpinen Schilaufs und von Frauen, die in allerhöchsten Schwierigkeitsgraden der maskulinen Alpinwelt Paroli boten.

Ein Standardwerk, das in keiner Alpinbibliothek fehlen darf!
Verlag: Schall Verlag / Erscheinungsjahr: 2008

 


Das Begräbnis von

Gustav Jahn

Der Bergsteigerfriedhof (früher Turistenfriedhif genannt) in Johnsbach im Gesäuse


 

Der Bergsteiger-Friedhof von Johnsbach,

(seinerzeit auch als Touristen-Friedhof benannt)

JOHNSBACH im GESÄUSE 1919

Der Mann, dem man heute auf dem kleinen Johnsbacher Friedhof sein Grab schaufelt, war den Bergen verfallen mit all seiner Liebe, mit seiner ganzen Kunst, nun auch mit seinem Leben. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass er in den Bergen sterben werde. Er selber wußte es und wünschte es. Es hätte unnatürlich und unharmonisch gewirkt, wenn dieser Mann an irgendeiner der landläufigen Krankheiten daheim in seinem Bett gestorben wäre.

Colorierte Ansichtskarte: "Eingang ins Gesäuse" um 1915 (oben)


 

Der kleine Johnsbacher Friedhof birgt manches Bergsteigergrab. Viel Elterntränen sind hier geflossen, viel frohe, kühne Jugend hat hier allzu früh geendet. Name an Name „abgestürzt“ oder „Tod in den geliebten Bergen“. Ein Bergsteigerfriedhof wie jener von Heiligenblut. Die Berge des Ennstales umstehen ihn in gewaltiger Runde und stehen auf ihn nieder, insbesondere der Oedstein, auf dem der unvergeßliche Mann seinen Todessturz tat, dem heute dort sein Grab in die steinige Erde geschaufelt wird. Unnötig seinem Andenken durch Marmortafel und Nachruf Dauer zu geben. Sein Werk sorgt dafür, seinen Namen lebendig zu halten, solange Menschen leben, welche die Berge lieben.

Johnsbach im Gesäuse: der Bergsteigerfriedhof Johnsbach mit Kirche, Pfarrhaus und Stall um 1910


 

Das Begräbnis in JOHNSBACH, am 24. August 1919

An einem wunderschönen Augusttag voll Sonnenglanz und Farbe wurde Gustl Jahn am Johnsbacher Friedhof in die Erde gebettet, in der schon so viele Bergsteiger von ihrer letzten Fahrt ausruhen.


Am offenen Grabe standen einige Freunde und in Ihren Namen sprach einer Abschiedsworte. Er sagte, daß ein sonniger Mensch dahingegangen sei, der zur Sonne, zur Höhe strebte, zur Höhe stolzer Gipfel und zur Höhe edler Kunst.
Die Wettergebräunten Bergsteiger nickten stumm und so mancher wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln.

Dann rollten die Schollen auf den Sarg und bald wölbte sich ein Erdhügel über der letzten Ruhestätte eines Schönheitssuchers.

Und zwei von jenen urgewaltigen Recken, denen er verfallen war im Leben wie im Tode, der stolze Reichenstein und der bleiche Oedstein halten ewige Wache an seinem Grabe.

Foto: Grabstein Gustav Jahn beim Begräbnis - Karl Sandtner am Begräbnistag

Nun liegt auf dem kleineTouristenfriedhof Johnsbach im Gesäuse um 1920n Friedhof von Johnsbach, in der kühlen Erde der Heimat, was von Gustav Jahn sterblich war. Und es wäre kleinlich von uns, den ewigen Bergen zu zürnen, die uns ihn entrissen haben.

Wenn wir den allzufrühen Tod dieses aufrechten und gottbegnadeten Künstlers und Bergsteigers betrauern, so wollen wir nicht vergessen, wie reich an Arbeit und glänzenden Leistungen dieses kurze Leben war. Nicht die Zahl der Jahre, sondern der innere Wert ist entscheidend für die Beurteilung unseres Daseins.

 

Das am Sonntag den 24. August 1919 in Johnsbach stattgefundene würdevolle Leichenbegängnis vereinigte um den trauernden Bruder Otto Jahn einen Kreis treuer Klubgenossen, darunter außer den in so aufopfernder Weise an der Rettungsaktion beteiligten Herren Richter und Stefansky die Alpenklubmitglieder Aschenbrenner, Baumgartner, Ing. Fiebiger, Heinritz, Kauba, Maischberger, Ziegler und Zierhut sowie die Herren Prof. Andri und Linhart.

Im Geiste weilten aber an der Bahre alle Wiener Vereinsmitglieder, die am letzten Klubabenden die traurige Botschaft erfahren hatten und durch berufliche Pflichten oder Verkehrsschwierigkeiten verhindert waren, den vom Schicksale so unerwartet aus dem Leben Abberufenen die letzte Ehre zu erweisen.

 


Das Testament von Gustav Jahn,

welches am 18. März des Jahres 1915, anläßlich der bevorstehenden Einberufung zum Wehrdienst verfasst und nach seinem Tod im Oktober 1919 verfügt wurde:

www.gustav-jahn.at Jahns TestamentLiebste Mutter !www.gustav-jahn.at

Was zurück bleibt gehört natürlich alles Dir, tröste Dich darüber wenn ich nicht mehr lebe, ich habe meine Zeit imer gut ausgenützt, es ist mir immer gut gegangen wer weiss was später gekommen wäre - gesund war ich nicht!

3500 K (Kronen) gib bitte dem Otto Barth er wird es dann schon an meine Freundinnen verteilen. Er wird Dir auch behilflich sein im Atelier Ordnung zu machen und Dir meine diesbezüglichen Wünsche bekannt geben.

Der Resi brauche ich ja nicht zu vermachen, sie bleibt ja bei Dir! Otto hat was er braucht u. Du wirst ihm nicht verhungern lassen !

Dein Gustl

 


 

Gustav Jahn's treuer Freund und Alpingefährte, der Maler OTTO BARTH, konnte die Wünsche Jahns zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr erfüllen;

Er verstarb bereits zwei Jahre vor G. Jahn, am 9. August 1916, im Alter von 39 Jahren, kurz nachdem er wegen eines schweren Nervenleidens von der Kriegsfront aus den Dolomiten, zurück nach Wien gebracht wurde.

Die giftigen Dämpfe bleihaltiger Farben (Bleiweißfarben-Dünste), welche der Künstler Otto Barth bei unzähligen Übernächtigungen in seinem Atelier einatmete, hatten die Gesundheit und seine Organe schwer und irreparabel geschädigt. Herzbeschwerden und Verkalkung waren die Folgen und ab 1916 setzten dann auch Sehstörungen ein, die auf einen Gehirntumor hindeuteten.

> siehe auch Nachruf und Info über Otto Barth ...

Seine "RESI" - Fr. Prof. TRESL GRUBER in jungen Jahren, gemalt vom Jahn Gustl

> siehe auch Nachruf und Info über Tresl Gruber ...

 

 


Am Abend des 29. Februar 1920 trafen sich Freunde, Bergkameraden und Anhänger Jahns, zu einer

GEDÄCHTNISFEIER auf der Rax für Gustav Jahn

Gustav Jahn, der tatenfrohe Bergsteiger und unvergleichliche Künstler, der sieggekrönte Meister des Hochgebirges, ist durch jähen Sturz und raschen Tod am 17. August 1919 von uns geschieden – auf der Höhe eines sonnigen Lebens und freudigen Schaffens stehend, im Vollbesitze fast jugendlicher Kräfte, mit ganzer Seele seinen geliebten Bergen lebend, riß ihn ein erbarmungsloses Geschick aus herrlicher Bergwelt, aus dem Kreise seiner Lieben und Freunde hinweg. In Wehmut und Trauer gedenken wir des teuren Toten, an dem die Erinnerung in uns dauernd fortleben wird. – Der Schmerz aber um den so früh hingegangenen hat das Bedürfnis bei denen, die er zurückgelassen, wachgerufen, diese Empfindung mit gleichgesinnten Freunden und Anhängern Gustav Jahns zu teilen und sein Gedächtnis durch eine Tat zu ehren. Dazu soll eine einfache, würdige Gedächtnisfeier im T ö r l h a u s auf der Rax, der Stätte seines ersten alpinen Wirkens, Am Abend des 29. Februar 1920 die Freunde Jahns zusammenführen, wobei auch über Errichtung eines Jahn-Gedenksteines auf der Rax beraten werden soll. Gleiche Berggesinnung, Freundschaft und Dankbarkeit sollen noch etwas gelten in dieser entwerteten Welt, sie werden es gewiß bewirken, dass eine stattliche Zahl deutscher Bergsteiger und Schneeschuhläufer dieser Einladung Folge leisten wird und dass diese Erinnerungsfeier sich zu einer weihvollen Treu- und Trauerkundgebung für unseren Gustav Jahn gestalten wird.

 


Gibt es einen Kletterhimmel?

Wenn ja, dann liegt er wohl im Gesäuse, präziser: in Johnsbach. Und das nicht nur wegen des berührenden Bergsteigerfriedhofes, dessen Grabkreuze und Gedenksteine sich wie eine Anthologie der klassischen Alpinistik lesen: Fritz Schmid fand hier seine letzte Ruhestätte, ebenso Gustav Jahn oder Hubert Peterka. Hunderte Namen enthält die seit dem Jahr 1810 geführte Verunglücktenliste, weit mehr als der Ort lebende Einwohner zählt. Vielleicht eine Gelegenheit zum Innehalten und darüber Nachdenken, dass das Bergerlebnis auch heute noch eine ernste Seite hat.

In Johnsbach liegt also der größte Bergsteigerfriedhof Österreichs und einer der größten der Welt, denn auf ihm sind 83 Bergsteiger begraben.

49 Gräber mit 59 Toten sind noch erhalten. 1885 trug man auf Stangen die ersten Opfer der Gesäuseberge herunter und bettete sie zwischen der Gräber der johnsbacher Bauern zur Ruhe.

Das letzte Opfer der Berge wurde vor ca. 20 Jahren beigesetzt, das hängt auch mit dem erfreulicherweise rückgängigen anzahl von Totbergungen im Gesäuse zusammen.

 


 

Über das Schicksal der 59 Bergsteiger die in Johnsbach ruhen gibt es bewegendes Büchlein von Josef Hasitschka - "Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach - Gefallene Gott-Sucher" - nachstehend ein kurzer Auszug aus dieser Brochüre:

... die bekanntesten sind Gustav Jahn (Maler): stürzte 1919 an der Ödsteinkante ab.

Fritz Schmid (Spitzenbergsteiger) : Schneesturmtragödie Pfingsten 1936 mit 3Toten. Wolf Stadler (Bergretter aus Wien): ebenfalls Pfingsten 1936 opferte er seine Kleidung seiner Braut, sie konnte am nächsten Tag lebend geborgen werden, er verstarb an Erschöpfung. Hans Senekowitsch: stürzte 1945 in der Dachl-Nordwand, das Seil riß, sein Gefährte blieb am Leben. Sein Bruder, der bekannte Fußballtrainer Helmut Senekowitsch, hat daraufhin den Bergsport aufgegeben und sich ganz dem Fußballsport gewidmet.Seit über 150 Jahren schreibt das Gesäuse Alpingeschichte. Am Beginn standen Admonter Mönche, Hirten und Jäger auf den Gipfeln der Ennstaler Alpen. Unter ihrer Führung fanden sich bald erste Touristen wie Heinrich Heß, die mit Eroberungen wie beispielsweise dem Kl. Buchstein, der Planspitze oder dem Durchstieg am Peternpfad zu den Pionieren zählen.

Um 1900 war die “Ödsteinkante” eines der “großen Probleme der Alpen”. Am 28.08.1910 gelang endlich der erste Durchstieg durch die “Dolomitenspezialisten” Angelo Dibona, Luigi Rizzi sowie G. und M. Mayer.
Es folgten die “Führerlosen”, die im Gesäuse das Denkmodell der Wiener Schule etablierten und damit zahllose Klassiker setzten, die noch heute zu den alpinen Standards zählen. Die Kante der Rosskuppe, die Dachl- Nordwand, die Peternscharten Nord- und Nordostwand…
Nach den technisch wilden 60ern, mit klingenden Namen wie “Berglandriss” und “Hermann Buhl- Gedächtnisweg” hielt auch die “Alpinmoderne” Einzug im Gesäuse. Im Sinne der Anfänge wurden reihenweise neue Anstiege freien Stils gefunden, allerdings in höheren Schwierigkeitsgraden.

 


 

Buch: Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach - Gefallene Gott-Sucher

 

(Johnsbach 1997) [64 Buch-Seiten] - Abschrift aus diesem Buch ...

Mit freundlicher Unterstützung von OStr. Prof. Mag. Dr. Josef Hasitschka, Autor aus Admont

Fast ängstlich, schutzsuchend, so hat man als Betrachter das Gefühl, ringeln und drängen sich die Gräber rund um die kleine Kirche, versuchen sich an ihr festzuhalten. Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach im Gesäuse ist einmalig in seiner Art. Die meisten Bergsteiger sind im tiefsten Grund ihres Herzens wohl auch Gott-Sucher ob sie es wollen oder nicht. Sie glauben an ihre eigene Unverletzlichkeit, suchen den Schöpfer ob sie es wissen oder nicht. Mit diesen Worten beschreibt der Pfarrer von Johnsbach sehr treffend, warum es Menschen immer wieder zu den Gipfeln zieht und viele dabei auch auf tragische Weise ihr Leben zurückgeben mussten. Die Kehrseite: Hier in Johnsbach liegen 59 Berg-Tote, deren Namen man auf 49 Grabsteinen lesen kann, verweist bei einem Rundgang der Historiker, Bergsteiger und Bergretter Josef Hasitschka, selbst in Admont zuhause und einer, der besonders viel weiß, wenn es um das Bergsteigen und um das Gesäuse geht. Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach ist nicht, wie zum Beispiel Soldatenfriedhöfe, planmäßig angelegt worden, sondern er ist allmählich zu dem gewachsen, was ihn heute so berühmt macht.Er war und ist auch noch heute, so schildert Josef Hasitschka, ein schöner kleiner Friedhof eines 200-Seelen-Dorfes. Mit der Entdeckung des Gesäuses als hochalpines Touristen-Paradies dokumentiert der Johnsbacher Friedhof allerdings auch die traurige Kehrseite von Begeisterung, jugendlichem Wagemut und von sonnigem Gipfelglück. Bereits 1885 trug man auf Stangen die ersten Opfer der Gesäuse-Berge vom Reichenstein herunter und bettete sie zwischen den Gräbern der Johnsbacher Bauern zur ewigen Ruhe. Josef Hasitschka: Johnsbach ist aber heute der größte Bergsteiger-Friedhof Österreichs und sicher einer der größten der Welt. Ab den 50er-Jahren wurden die Tot-Geborgenen zwar weiterhin in der Johnsbacher Totenkammer aufgebahrt, aber immer häufiger in ihre Heimatorte überführt. Gipfelsiege wurden vor Jahrzehnten häufig bejubelt und Berg-Tote als Helden der Berge und der Friedhof Johnsbach sogar als Helden-Friedhof bezeichnet. Ich teile das nicht, macht Josef Hasitschka klar. Es ist auch nicht ehrlich, alles menschliche Versagen wie falsche Einschätzung von alpinem Können und Erfahrung mit dem Schicksal und der Allmacht der Berge verdecken zu wollen;
In seinem Büchlein, Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach handelt Josef Hasitschka die Schicksale der Berg-Opfer knapp und sachlich ab. Man kann nur erahnen, welche Tragödien sich da abgespielt haben müssen.


Eine Geschichte sei herausgegriffen...

GUSTAV JAHN, Maler und Erstbegeher - Grab 116

Jahn ist der wohl bekannteste Tote auf diesem Friedhof. Seine Fähigkeiten auf dem Gebiete der Malerei waren gleichermaßen herausragend wie jene im Alpinismus: Von Beruf akademischer Maler, verdankte er seiner hohen Begabung zahlreiche Auszeichnungen. Ein Reisestipendium nach Rom 1904 verwendete er allerdings für eine Bergfahrt ins Mont-Blanc-Gebiet.
Seine alpine Erschließertätigkeit erstreckte sich von den Wiener Hausbergen bis in die Dolomiten. Die wichtigsten Erstbegehungen im Gesäuse gelangen ihm in der Planspitze-Nordostwand und in der hier oft erwähnten Hochtor-Nordwand (Jahn-Zimmerroute).
Doch auch dem immer fröhlichen, immer überlegenen Gustav Jahn wurde im Alter von vierzig Jahren das Bergglück untreu: Am 17. August 1919 stieg er mit seinem Gefährten Michael Kofler (dessen Grab auf diesem Friedhof aufgelassen worden ist) in die Ödsteinkante ein. Vermutlich bei der schwierigsten Stelle, beim Preußquergang, stürzten beide ab.

Der Alpinschriftsteller Kurt Maix schreibt in seinem Buch „Berggeschichten“ über die Bergung im Ödsteinkar: "... sie fanden die beiden. Es war nicht leicht, dieses Finden. Denn an mancher Stelle hatte die Kante wie ein steinernes Schwert gewirkt. Man mußte östlich des Sockels suchen und auch westlich. Um alles zu finden, was an den beiden sterblich war. Abstieg mit den Toten. ein trauriger Gang. Man empfindet Ergriffenheit trotz des langen Krieges, der erst vor wenigen Monaten geendet hat."

 


 

Impressionen vom Johnsbacher Bergsteigerfriedhof - damals und heute ...

www.gustav-jahn.atjohnsbach bergsteigerfreidhof www.gustav-jahn.at

(li.) eine Aufnahme von "JOHNSBACH im Gesäuse" um 1910, in der Mitte ein Foto um 1930 und im Bild rechts der Grabstein im Jahr 1958 (Foto von Hubert Walter aus Admont)

Gustav Jahn - Grab 116 - Fotos von Kurt Winkler im August 2010

Gustav Jahn und über 300 Gesäuse-Bergtote liegen auf dem Bergfriedhof in Johnsbach begraben. Ihre sterblichen Überreste wurden vor einigen Jahren aus Platzgründen in ein Gemeinschaftsgrab übergeführt. Der Maler Jahn aber hat sein Einzelgrab behalten und wird nach wie vor von Bergsteigern besucht, die sein Werk kennen und dort dafür Dank sagen wollen.

Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto WinklerJohnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler

Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler

Ein Ort der Ruhe und Kraft. In Johnsbach wahrt das Profane zum Sakralen respektvolle Distanz.. Mit dem Grabstein Gustav Jahn's - "dem bekanntesten Opfer der Gesäuse-Berge".

www.gustav-jahn.at - Fotos © von Kurt Winkler

 


Im Bild eine Ansichtskarte, zu Gunsten und zur Erhaltung des "Johnsbacher-Bergsteigerfriedhofs".

Entwurf und Gestaltung von Robert Zinner. Auch die beiden Entwürfe für eine Gustav Jahn Gedenksäule, entwarf der Maler Robert Zinner. Nach seinen Vorstellungen sollte diese Säule am Parkplatz der Johnsbacher-Strasse, mit Blick auf den Ödstein, aufgestellt werden. Ein Vorhaben, welches später aber leider doch nicht umgesetzt werden konnte.

Foto: Die Entwürfe einer Gustav Jahn Gedenksäule - "ÖDSTEIN-BLICK"

 


Reportage der Kronen Zeitung vom 01.11.1977 über den Johnsbacher Bergsteigerfriedhof

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Kleine Zeitung berichtete am 09.06.201 über den Johnsbacher Friedhof ...


Größter Alpin-Friedhof im Gesäuse ist 200 Jahre alt

Johnsbach Bergsteigerfriedhof Foto Winkler83 Verunglückte fanden in Johnsbach ihre letzte Ruhestätte. Zum Jubiläum am 13. Juni wird den Verstorbenen gedacht. Es gibt aber auch eine erfreuliche Bilanz: Seit Jänner 2008 musste kein Bergtoter im Gesäuse beklagt werden.

Inmitten der wildromantischen Bergwelt des Ennstaler Gesäuses liegt der Bergsteigerfriedhof von Johnsbach. Er erzählt als größter derartiger Gottesacker Österreichs von den Schattenseiten des Alpinismus: 83 Bergtouristen wurden hier begraben, die Gräber von 59 Verstorbenen sind noch erhalten. Anlässlich der ersten Erwähnung eines Bergtoten vor 200 Jahren findet kommenden Sonntag (13. Juni) ein Gedenken statt.

Der Friedhof des 200-Seelen-Bergortes Johnsbach war und ist ein kleiner Dorffriedhof. Mit dem Aufschwung des Alpinismus wurde er auch zur Ruhestätte verunglückter Bergtouristen. Gerade in den 1920er-Jahren, als die Berge des Gesäuses den Ehrentitel "Hochschule des Bergsteigens" verliehen bekamen, war der Blutzoll hoch. Wie der Historiker Josef Hasitschka schreibt, eroberte "die Wiener Kletterjugend in wildem Sturmlauf die Nordwände zwischen Planspitze und Ödstein". Diese Risikobereitschaft forderte viele Opfer: Nach dem Ersten Weltkrieg waren binnen zehn Jahren 28 frische Gräber hinzugekommen.

Fakten:

Gedenkgottesdienst anl. 200 Jahre Bergsteigerfriedhof, Kirche Johnsbach, 13.6., 10.00 Uhr.

Am 12.6. Eröffnung Gsengschartenweg mit Wanderung zur Haindlkarhütte zum 50-Jahre-Jubiläum. Infos über den Tourismusverband Nationalpark Gesäuse, Tel. 03613/2116010, http://www.gesaeuse.at. Die Broschüre "Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach" von Josef Hasitschka ist 2009 in zweiter Auflage erschienen. Vom selben Autor erscheint demnächst das Buch "Der Ödstein".

Hasitschka hat die Schicksale der Abgestürzten, Verschütteten, Erschlagenen, Erfrorenen oder vom Blitz Getroffenen dokumentiert. Darunter finden sich besondere Tragödien wie jene von drei jungen Männern aus Wien und St. Valentin, die zu Ostern 1931 nach einem Schlechtwettereinbruch zwei Tage lang in der Südwand des Großen Bösenstein umherirrten. Als endlich - verzögert durch einen Lawinenabgang - Hilfe eintraf, waren zwei der Burschen bereits tot. Der dritte konnte sich ebenfalls aus Erschöpfung nicht mehr halten und stürzte vor den Augen der Retter ab. Der bekannteste hier zur letzten Ruhe Gebettete ist der Wiener Maler Gustav Jahn: Er fand 1919 als Vierzigjähriger mit einem Kameraden bei einem Absturz an der Ödsteinkante den Tod.

Der Johnsbacher Friedhof ist auch ein besondere Stätte der Funeralkultur: Die vorwiegend aus Wien sowie Graz und Linz stammenden Hinterbliebenen gestalteten die Gräber nach ihrem Geschmack, sodass die Anlage als Denkmal urbanen Kulturempfindens gilt. Ab den 1950er-Jahren wurden die Verunglückten immer häufiger in ihre Heimatorte überführt. Gerne berichtet Hasitschka vom positiven Trend, den er auf gut abgesicherte und beschriebene Routen, verbessertes Rettungswesen sowie mehr Augenmerk auf Vorbereitung und Training zurückführt: "Seit Jänner 2008 mussten wir keinen Bergtoten im Gesäuse beklagen."

Quelle: Kleine Zeitung

 


09.06.2010 - Meldung der Austria Presse Agentur (Zeitgeschichte, Alpinismus, Steiermark)

Österreichs größter Alpin-Friedhof ist 200 Jahre

Inmitten der wildromantischen Bergwelt des Ennstaler Gesäuses liegt der Bergsteigerfriedhof von Johnsbach. Er erzählt als größter derartiger Gottesacker Österreichs von den Schattenseiten des Alpinismus: 83 Bergtouristen wurden hier begraben, die Gräber von 59 Verstorbenen sind noch erhalten. Anlässlich der ersten Erwähnung eines Bergtoten vor 200 Jahren findet am Sonntag ein Gedenken statt.

Der Friedhof des 200-Seelen-Bergortes Johnsbach war und ist ein kleiner Dorffriedhof. Mit dem Aufschwung des Alpinismus wurde er auch zur Ruhestätte verunglückter Bergtouristen. Gerade in den 1920er-Jahren, als die Berge des Gesäuses den Ehrentitel "Hochschule des Bergsteigens" verliehen bekamen, war der Blutzoll hoch. Wie der Historiker Josef Hasitschka schreibt, eroberte "die Wiener Kletterjugend in wildem Sturmlauf die Nordwände zwischen Planspitze und Ödstein". Diese Risikobereitschaft forderte viele Opfer: Nach dem Ersten Weltkrieg waren binnen zehn Jahren 28 frische Gräber hinzugekommen.

Hasitschka hat die Schicksale der Abgestürzten, Verschütteten, Erschlagenen, Erfrorenen oder vom Blitz Getroffenen dokumentiert. Darunter finden sich besondere Tragödien wie jene von drei jungen Männern aus Wien und St. Valentin, die zu Ostern 1931 nach einem Schlechtwettereinbruch zwei Tage lang in der Südwand des Großen Bösenstein umherirrten. Als endlich - verzögert durch einen Lawinenabgang - Hilfe eintraf, waren zwei der Burschen bereits tot. Der dritte konnte sich ebenfalls aus Erschöpfung nicht mehr halten und stürzte vor den Augen der Retter ab. Der bekannteste hier zur letzten Ruhe Gebettete ist der Wiener Maler Gustav Jahn: Er fand 1919 als Vierzigjähriger mit einem Kameraden bei einem Absturz an der Ödsteinkante den Tod.

Der Johnsbacher Friedhof ist auch ein besondere Stätte der Funeralkultur: Die vorwiegend aus Wien sowie Graz und Linz stammenden Hinterbliebenen gestalteten die Gräber nach ihrem Geschmack, sodass die Anlage als Denkmal urbanen Kulturempfindens gilt. "Seit Jänner 2008 mussten wir keinen Bergtoten im Gesäuse beklagen."

(Quelle APA)

 


 

Foto: © Philipp Gruber

 


Bergsteigerfriedhof in Johnsbach
Johnsbach ist weithin bekannt wegen seines Bergsteigerfriedhofes. Der Friedhof wurde so angelegt, dass man über den im Tal reichenden Kirchengrat in einer Linie zum Großen Ödstein aufblickt. Dies ergibt eine besondere Beziehung zwischen Erde und Himmel. Der Friedhof enthält Grabsteine und Grabkreuze all jener Menschen, die bei ihren Wanderungen, Berg- und Klettertouren in den Gesäusebergen ums Leben gekommen sind.

Es besteht wohl eine besondere Beziehung zwischen Himmel und Erde, wenn man vom Friedhof über den Kirchengrat
in einer Linie zum Hohen Ödstein blickt. Im Bergsteigerfriedhof sind all jene Menschen begraben, die in den Gesäusebergen verunglückten. Grabsteine und Grabkreuze erinnern an 83 hier begrabene Bergsteiger. 49 Gräber mit 59 Bergtoten sind noch erhalten, 24 weitere Alpinisten, deren Gräber bereits ufgelassen sind, ruhen auf diesem Friedhof. Somit ist der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach der größte in Österreich und auch einer der größten der Welt. Ingesamt verzeichnet die Totenliste des Bergsteigerfriedhofes in Johnsbach in ihrer Statistik die Schicksale von 524 verunglückten Bergsteigern. Ab den fünfziger Jahren wurden die Totgeborgenen aber vermehrt in ihre Heimatorte überführt. Der Rückgang der Gräber am Bergsteigerfriedhof hängt aber auch damit zusammen, dass erfreulicherweise immer weniger Bergsteiger in den Gesäusebergen verunglücken.

Quelle Text letzter Absatz: Einzelbroschüre "Johnsbach im Gesäuse - ein alpines Arkadien" - aus "Bergsteigerdörfer" - ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins.

Bild: Andreas Hollinger / Nationalpark Gesäuse

 


 

Ortschaft Johnsbach:

Seehöhe des Hauptortes: 769 m, Höchster Punkt: 2.369 m (Hochtor), Ständige Bewohner: 173 Personen

Gebirgsgruppen: Ennstaler Alpen (Gesäuseberge) - Eisenerzer Alpen

Bekannte Gipfel: Hochtor (2.369 m), Großer Ödstein (2.335 m), Admonter Reichenstein (2.251 m), Planspitze (2.117 m)

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

Foto © Stanislaus Mischa Andrlik, Graz

Blick auf die Hochtorgruppe im Geäuse und die Frauenkirche. Im Bild rechts der mächtige Ödstein (2335 m) mit der rund 600 Meter abfallenden N.W. Kante, der Absturzstelle von Gustav Jahn und Michael Kofler.

 


 


"... und dennoch, dennoch konnte ich den Bergen nicht zürnen ..."

Zitat Gustav Jahn's, nachdem er bei einer gemeinsamen Tour 1903 von seinem Berggefährten und Freund Otto Laubheimer jähen Abschied nehmen musste.

Sie waren beide im Abstiege vom Hochtor begriffen, als O. Laubheimer von einem losen Felsblock plötzlich zur Tiefe gerissen wurde. Gustav Jahn schrieb damals in einem Brief an seinen Tourengefährten und Freund Ing. Eduard Pichl

"Die Berge ringsum glühten in feurigem Rot, als ich an der verstümmelten Leiche des armen Laubheimer stand. Und dennoch, dennoch konnte ich den Bergen nicht zürnen!"

 


 

ALPENMALER GUSTAV JAHN - Wien †

herabgestürzt am 17. August 1919

von der Nord-West-Kante des großen ÖDSTEIN

im Gesäuse der Ennstaler Berg / Steiermark

 


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Hochtor und Ödstein 1918

 

 

 

 

 


 
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